RIT Reflexintegration

icon Was ist RIT Reflexintegration

RIT Reflexintegration ist ein hocheffizientes Bewegungsprogramm für Kinder und Jugendliche mit Lern- und Verhaltensproblemen in der Schule und im Alltag.
In vielen Fallbeobachtungen fiel auf, dass bei Kindern- und Jugendlichen mit Lernschwierigkeiten und Verhaltensauffälligkeiten aktive Urreflexbewegungen aus frühkindlichen Reflexen auslösbar waren. Man muss also nicht immer sofort an AD(H)S denken, wenn Kinder oder Jugendliche hyperaktiv, unkonzentriert oder impulsiv sind. Auch persistierende frühkindliche Reflexe können hier eine Rolle spielen.

Frühkindliche Reflexe

Jedes Kind entwickelt bereits im Mutterleib Reflexe. Sie werden durch Reize aus der Umwelt oder aus dem eigenen Körper ausgelöst und bilden die Basis für die Bewegungen des Fötus und des Neugeborenen. Frühkindliche Reflexe dienen somit der Bewegungsentwicklung, helfen dem Baby bei der Geburt und fördern die Entwicklung und neuronale Reifung des Neugeborenen, bis hin zu Greifen, Krabbeln, Aufrichtung und Laufen. Einige Reflexe dienen dabei auch dem Schutz des Ungeborenen oder Neugeborenen (z.B. Furcht-Lähmungs-Reflex, Moro-Reflex). Die frühkindlichen Reflexe entstehen in einer sinnvollen Reihenfolge im Entwicklungsprozess des Kindes und haben jeweils ganz bestimmte Aufgaben zu erfüllen. Sie werden hierauf nach und nach integriert, d.h. sie bilden sich zurück bzw. werden durch spätere auftretende Reflexmuster abgelöst. Für diese Reflexintegration ist die Zeit bis zum Stehen und Laufen des Kindes eine entscheidende Phase. 

Störungen der Reflexintegration

Dieser Prozess kann jedoch durch vielerlei Einflussfaktoren gestört oder verzögert werden. Mögliche Einflussfaktoren während der Schwangerschaft sind z.B. Stress, Rauchen oder Alkoholkonsum der Schwangeren, aber auch Infekte, Schwangerschaftserbrechen, Bluthochdruck oder unbehandelter Diabetes.
Aber auch Ereignisse bei der Geburt selbst können in die Reflexintegration eingreifen z.B. Frühgeburt, Sturz- oder Kaiserschnitt-Geburten, Zangen- oder Saugglockengeburten, verlängerte Geburten, Sauerstoffmangel oder Nabelschnurumschlingung während der Geburt.
In den ersten Lebensmonaten können u.a. ein geringes Geburtsgewicht, intensivmedizinische Maßnahmen oder Fütterungsprobleme Auswirkungen auf die frühkindlichen Reflexe haben. Viele frühkindliche Reflexe kommen durch unsere moderne Lebensweise oft nicht mehr so intensiv zur Ausführung, sei es im Mutterleib durch das berufsbedingte lange Sitzen von Schwangeren, sei des durch Ausfall der Geburtsreflexe bei Kaiserschnitt. So kann auch eine Beeinflussung des Saug- und Greifreflexes durch Flaschenernährung eine Rolle spielen.

In den ersten Lebensmonaten erhalten einige Säuglinge mangelnde entwicklungsgerechte Bewegungsanreize durch veränderte Trage- und Lagerungsgewohnheiten für Babys (z.B. Sitze, Lauflernhilfen statt Tragen und „Bodenübungen in allen Variationen“). Andererseits ist ein Zuviel an Reizen durch modernen Medienkonsum zu beobachten.

All diese Faktoren können dazu beitragen, dass blauffrühkindliche Reflexe nicht bestimmungsgemäß ablaufen und integriert werden, so dass Reste dieser Reflexbewegungen auch noch bei älteren Kindern auslösbar sind. Dies besagt im Grund nichts anderes, als dass aufgrund von Zwischenfällen oder Reizentzug nicht alle Reifungsstufen des Nervensystems durchlaufen wurden. 

Auswirkungen einer unvollständigen Reflexintegration

Bei erhalten gebliebenen Reflexen können Kinder diese zwar häufig mehr oder weniger kompensieren, müssen jedoch immer wieder gegen die unwillkürlichen Bewegungsmuster ankämpfen. Dies bindet jedoch Aufmerksamkeit und erzeugt Stress im Organismus. Je stärker die 
bleibende Reflexaktivität ist, umso mehr können Funktionsgebiete beeinträchtigt sein, die z.B. Grundlage für Lernen und Verhalten sind:

  • Entwicklungsverzögerungen
  • Störungen in der Körperkoordination
  • Grob- oder feinmotorische Schwäche
  • Ungeschicklichkeit
  • Hyperaktivität, Probleme beim Stillsitzen
  • Konzentrationsprobleme
  • Lese-, Rechtschreib- oder Rechenschwäche
  • Schwierigkeiten bei der Impulskontrolle


Auch bei Störungen der Sprachentwicklung oder Einnässen im Schulalter sollte man überprüfen, ob frühkindliche Reflexe vorhanden sind und nicht nur psychische Faktoren oder hormonelle Ursache abklären.

icon Wie erkenne ich persistierende Reflexe?

Derzeit ist die Reflexintegration schulmedizinisch noch nicht anerkannt, obwohl inzwischen in zahlreichen Studien die Zusammenhänge von frühkindlichen Reflexen und Lern- und Verhaltensauffälligkeiten dokumentiert wurden. So ist z.B. bei Kindern mit AD(H)S-Symptomen in 94% der „Spinale Galant Reflex“ oder der „Spinale Perez Reflex“ noch aktiv. Kinder mit Lese-Rechtschreib-Schwäche zeigen zu 75% den sog. „Symmetrischen tonischen Nackenreflex (STNR)“.
Wie erkenne ich denn eigentlich als Mutter, Vater, Erzieher oder Lehrer, ob offene Reflexe vorliegen?

Hinweise auf noch aktive frühkindliche Reflexe

Es gibt neben den o.g. Problembereichen zahlreiche Anzeichen, die auf noch aktive frühkindliche Reflexe hindeuten. Beispiele hierfür sind:

  • Schlechte Körperhaltung
  • Häufiges Abstützen des Kopfes
  • Umschlingen der Stuhlbeine mit den Beinen, Sitzen auf den Fersen, mit untergeschlagenen Beinen
  • Stillsitzen fällt schwer, rutscht und kippelt ständig auf dem Stuhl herum
  • Sitzhaltung ist mehr „Liegen“
  • Schwierigkeiten, einen Purzelbaum zu machen
  • Schlechte, verkrampfte Stifthaltung, zu viel Druck auf dem Stift
  • Ungeschickter Umgang mit Messer und Gabel
  • Mund- und Zungenbewegung beim Schreiben
  • Beim Schreiben wird in der Mitte des Blattes begonnen
  • Schlechtes, krakelige, schwer lesbares Schriftbild
  • Heft wird zum Schreiben schräg gelegt, Schreibrichtigung ist von unten nach oben statt von links nach rechts
  • Konzentration auf das Wesentliche fällt schwer oder ist nicht möglich
  • Ungeschicktheit, häufiges Umwerfen oder Fallenlassen von Gegenständen
  • Schnürsenkel-Binden fällt schwer
  • Verwechslungen von Zahlen beim Rechnen (27 statt 72)
  • Wortverdrehungen (Staumbamm statt Baumstamm)

icon Wie läuft ein RIT-Training zur Reflexintegration ab?

Die gute Nachricht ist: Die fehlenden oder nur unvollständig durchlaufenen Entwicklungsschritte können in jedem Alter nachgeholt werden, so dass die Problematik an ihrer Ursache gepackt wird.

RIT Reflexintegration arbeitet dazu mit einem Bewegungsprogramm, das zunächst passive Übungen zur Stimulation des Stammhirns, anschließend Übungen zur neuronalen Nachreifung beinhaltet.

Das RIT Reflexintegrationstraining erstreckt sich meist über einen Zeitraum von 6-8 Monaten mit jeweils einer Behandlungs-Sitzung pro Monat. Bei einem  kostenlosen Vorgespräch erkläre ich die Grundlagen der Behandlungsmethode und bespreche mit Ihnen anhand eines Fragebogens, ob diese Therapieform für Sie oder Ihr Kind relevant sein könnte.Zu Beginn der Behandlung prüfe ich zunächst in einer gründlichen Anamnese, ob lediglich frühkindliche Reflexe vorliegen oder ob noch andere Ursachen für die Beschwerden erkennbar sind. Anschließend überprüfe ich jeweils ein Reflexmuster auf Restaktivitäten. Bei positivem Testergebnis wird durch isometrischen Druck, sowie durch passive und aktive Übungen eine neuronale Nachreifung angestoßen. Wir bearbeiten in einem Treffen pro Monat ein- bis max. 2 Reflexe. Eine begleitende beidseitige Gehirnhälftenstimulation (bilaterale Stimulation) erhöht die Effizienz der Übungen. 
Für den stabilen Aufbau der neuronalen Verknüpfungen sind zwischen den monatlichen Treffen monatlich wechselnde Übungen notwendig, die in der gemeinsamen Sitzung erklärt werden und dann mit Unterstützung der Eltern von den Kindern zu Hause geübt werden (ca. 5 x pro Woche). Die Übungen dauern nur ca. 10 – max. 15 Minuten, brauchen keine besonderen Geräte und sind somit gut in den Alltag integrierbar, sei es als Ritual vor dem Schlafengehen oder als kurzes „Chillout“ nach der Schule.
Nach anfänglicher Skepsis üben viele Kinder erstaunlich bereitwillig mit, da sie oft schon nach kurzer Zeit spüren, dass sie sich nach den Übungen besser fühlen.

Inzwischen wird RIT jedoch nicht nur bei Kindern mit Verhaltens- und Schulproblemen erfolgreich eingesetzt. Auch bei Erwachsenen kann dieses Bewegungsprogramm bei vielerlei Beschwerden eingesetzt werden, sofern sie durch aktive Reflexaktivitäten mitverursacht werden (z.B. restless legs).

Auch im Leistungssport (z.B. Fußball, Leichtathlektik) findet Reflexintegration inzwischen Beachtung, um z.B. Bewegungsabläufe zu optimieren und damit die Leistungsfähigkeit der Sportler zu steigern.