Neurodermitis & weitere Hauterscheinungen

Neurodermitis, auch Atopisches Ekzem genannt, ist eine sehr verbreitete chronische, entzündliche Hautkrankheit, von der Babys, Kinder und auch Erwachsene betroffen sein können. Besonders häufig zeigt sich die Neurodermitis jedoch im Säuglings- und Kleinkindalter. Bei einigen Kleinkindern geht den Hauterscheinungen der Neurodermitis Milchschorf voraus. 80 % der Patienten haben die ersten Hauterscheinungen vor dem zweiten Lebensjahr und 90 % der Patienten vor dem fünften. Bis zu 15 % aller Kinder sind von der chronisch-entzündlichen Erkrankung betroffen. Die Zahl der Fälle ist in den vergangenen 30 Jahren um das 2- bis 3-fache gestiegen. Mittlerweile leiden bereits ca. 10 % der Weltbevölkerung unter einer Neurodermitis (10–20 % der Kinder und 2–5 % der Erwachsenen).

Eine gewisse Veranlagung für Neurodermitis wird vererbt: Sind beide Elternteile von Neurodermitis betroffen, so besteht für das Kind ein 60–80 %iges Risiko, ebenfalls an einer Neurodermitis zu erkranken.

Die Erkrankung tritt typischerweise schubweise auf, wobei sich akute Phasen mit symptomarmen, schubfreien Phasen abwechseln.

Neurodermitis ist homöopathisch gesehen kein lokales Leiden, sondern eine Störung der Lebenskraft, die sich an der Haut zeigt. Ein Atopisches Ekzem ohne innere Ursache ist aus Sicht der Homöopathie kaum denkbar. Neben der genetischen Veranlagung spielen viele weitere Trigger-Faktoren eine wichtige Rolle (z.B. Umweltfaktoren, Trennungskonflikte).

icon Konservative Behandlung

Neurodermitis wird häufig mit Cortisonzäpfchen oder -salben sowie Antihistaminika behandelt. Diese rein symptomatische Behandlung führt jedoch meist nicht zu einer langfristigen Heilung. Das homöopathische Repertorium beinhaltet viele Mittelbilder für Beschwerden, die sich durch Unterdrückung dieser Art von Hautausschlägen entwickeln. Insbesondere wurden zahlreiche Fälle beobachtet, in welchen nach der symptomatischen Behandlung neurodermitischer Hautausschläge asthmatische Beschwerdebilder auftraten. Derartige negative Auswirkungen der Unterdrückung von Hautausschlägen sind also seit hunderten von Jahren bekannt und dokumentiert.

icon Ursachen

Inzwischen gibt es eine Reihe von Studien, die auf einen Zusammenhang zwischen Veränderungen der Darmflora und einer Neurodermitis hinweisen. So konnten Studien in den Stuhlproben von Patienten mit Atopischer Dermatitis / Neurodermitis in über 80 % der Fälle eine Verminderung der Laktobazillen, in über 70 % eine Verminderung der Bifidobakterien und in über 60 % eine reduzierte Anzahl an Enterokokken nachweisen. Diese Beobachtung ging häufig mit einer erhöhten Zahl an nicht zur regulären Darmflora gehörenden oder fakultativ pathogenen Keimen einher, die unter bestimmten Bedingungen Krankheiten auslösen können. Zu diesen Mikroorganismen gehören z.B. Clostridium perfringens, Clostridium innocuum, Staphylococcus aureus sowie Bakterien der Gattung Proteus, Candida oder Klebsiella. Aus zahlreichen Studien weiß man inzwischen, dass eine Fehlbesiedelung bestimmter Darmabschnitte eine wichtige Rolle bei der falschen Schulung von T-Lymphozyten im darmassoziierten Lymphgewebe (GALT), d.h. dem „Darm-Immunsystem“, zur Folge hat. Dies kann zu einem Ungleichgewicht genau der Zellen und Botenstoffe des Immunsystems führen (z.B. TH2-Lymphozyten und Zytokine IL4, IL5, IL13), die als typische Marker einer allergischen (IgE-vermittelten) Reaktion des Immunsystems gelten.

Die oben genannte Verschiebung bei den Bakterienarten im Darm war häufig begleitet von Laktoseintoleranz bzw. Malabsorptionsbefunden, d.h. einer gestörten Aufnahme von Nährstoffen aus dem Darm. Es scheint also eine Beziehung zwischen gestörter Darmflora (insbesondere auch der oberen Darmabschnitte/Dünndarm) auf der einen Seite und Nahrungsmittelintoleranzen sowie Neurodermitis auf der anderen Seite zu geben. Eine gestörte Immunfunktion steht in engem Zusammenhang mit einer Fehlbesiedelung des Darms: Die Folge können Haut- bzw. Schleimhautschäden sein sowie ein vermehrtes Eindringen von Antigenen durch die Darmschleimhaut und nachfolgender Sensibilisierung und Allergisierung. Eine solche Fehlbesiedelung des Darmes kann u.a. Folge einer Kontamination bei der Geburt, ungeeigneter Nahrung, Medikamenteneinwirkung oder von Immundefiziten sein.

icon Behandlung

Entsprechend den oben beschriebenen Ursachen der Neurodermitis konzentriere ich mich in meiner Praxis bei der homöopathischen Behandlung des Atopischen Ekzems nicht nur auf die oberflächlichen Hauterscheinungen, sondern berücksichtige neben dem passenden homöopathischen Mittel zahlreiche innere Faktoren:

  • Eine genaue Aufnahme des Darmstatus (u.a. bioenergetisch, ggf. ergänzt durch Stuhlanalyse) soll zeigen, welche Verschiebungen im Bereich der Darmflora vorliegen. Hinweise auf eine solche Dysbiose können auch Schmerzen im Bauch, Blähungen, wiederkehrende Durchfälle oder Gedeihstörungen bei Kindern sein. Neben der Darmbesiedelung ist abzuklären, ob die Verdauungsleistung bereits gestört ist (z.B. in Bezug auf Lactose, Fructose). Eine darauf abgestimmte Darmpflege kann dazu beitragen, die Darmflora wieder in ein gesünderes Gleichgewicht zu bringen. Neben der Wiederherstellung der Verdauungsleistung ist hier auch die immunmodulierende Darmflora im Fokus, d.h. es kommen Maßnahmen zum Einsatz, die stärkend auf das Immunsystem wirken.
  • Wichtig ist mir auch die Versorgung mit Mikronährstoffen, die im Fall eines gestörten Darm-Mikrobioms häufig Lücken aufweist. Bis zur Wiederherstellung einer gesunden Darmfunktion kann es für einen Übergangszeitraum sinnvoll sein, bestimmte Mikronährstoffe zu substituieren.
  • Darüber hinaus erfasse ich, welche Allergien bzw. Überempfindlichkeiten vorliegen, um diese bei der Therapie berücksichtigen zu können. Auf Basis dieser Ergebnisse bespreche ich anschließend mit meinen Patienten bzw. Eltern und Kindern, mit welchen Maßnahmen sie den Körper entlasten, wie sie individuell belastende Substanzen vermeiden oder zumindest reduzieren können.
    Eine geeignete Anpassung der Ernährung, z.B. in Form einer hypoallergenen Diät oder einer sogenannten GAPS™-Diät, kann helfen, den Organismus und den ohnehin geschwächten Verdauungstrakt so weit wie möglich zu entlasten und sollte die identifizierten Unverträglichkeiten berücksichtigen. 
  • Im Rahmen der belastenden Substanzen berücksichtige ich nicht nur die Ernährung, sondern z.B. auch das häusliche Umfeld. Nicht selten lassen sich Schadstoffbelastungen z.B. Schwermetalle oder Umweltgifte aus Wohn- oder Arbeitsumfeld feststellen. Bei Neurodermitis von gestillten Säuglingen sollte auch eine mögliche Belastung der Muttermilch abgeklärt werden. Wird eine Belastung mit schädlichen Substanzen festgestellt, können begleitende Maßnahmen zur Entgiftung und Ausleitung den Organismus entlasten. 
  • Bei Neugeborenen ist – neben einer bestmöglichen Vermeidung schädigender Allergene – das Stillen eine sinnvolle präventive Maßnahme, wenn berücksichtigt wird, dass z.B. Schadstoffbelastungen der Mutter auf das gestillte Kind übergehen können.
  • Nicht zuletzt können – wenn nötig – vorübergehende Maßnahmen zur Linderung der Hautbeschwerden bzw. des Juckreizes in Betracht gezogen werden, um eine weitere Schädigung der Haut zu vermeiden und den psychischen Druck auf den Patienten und ggf. mitleidende Eltern zu entschärfen. Diese sollten jedoch nie isoliert, sondern immer begleitend zu den beschriebenen inneren Therapiebausteinen zum Einsatz kommen und dienen nur dazu, die Hautbeschwerden auf ein für den Patienten erträgliches Maß zu begrenzen, bis das innere Therapiekonzept ausreichende Erfolge zeigt. Eine vollständige Unterdrückung der Hautsymptome sollte vermieden werden.

icon Psoriasis (Schuppenflechte)

Auch bei anderen Hauterscheinungen wie der Psoriasis lohnt es sich, bei der Behandlung tiefer als nur auf die äußere Haut zu blicken. Patienten, die als Kind oder Jugendlicher an Schuppenflechte leiden, haben ein etwas erhöhtes Risiko, später an anderen Autoimmunerkrankungen zu erkranken. Es lohnt sich also, im Jugendalter bzw. beim Auftreten der Krankheit frühzeitig neben der Haut auch die tieferen Ursachen zu betrachten. Meiner Erfahrung nach erreicht man mit einer solchen Behandlung weit mehr, als nur die bloße Linderung von Hautausschlägen. Umgekehrt kann sich eine Unterdrückung der Hauterscheinung negativ z.B. im Hinblick auf die Entwicklung eines späteren Autoimmungeschehens auswirken.

Die homöopathischen Repertorien zeigen zahlreiche Einträge für Krankheitsbilder, die sich durch die Unterdrückung von Hautausschlägen entwickeln können.

icon Unangenehmer Körpergeruch

Eng mit dem Thema Haut verbunden sind unangenehme Körpergerüche. Diese sind häufig äußeres Zeichen einer Problematik im Bereich des Stoffwechsels bzw. der Ausscheidung und daher ein wichtiges Symptom in der homöopathischen Behandlung. Aus homöopathischer Sicht ist bei unangenehmen Körperausdünstungen in der Regel keine rein kosmetische Lösung sinnvoll, sondern nur eine, die tiefer im Organismus ansetzt und nach außen bis in die Haut wirkt.