Verdauungsstörungen – Nahrungsmittelunverträglichkeiten – Gewichtsregulierung
Ein gut funktionierender Darm ist eine Grundvoraussetzung für ein starkes Immunsystem und einen gesunden Organismus. Man spricht nicht umsonst vom Darmhirn (im Darm befinden sich mehr Nervenzellen als im Gehirn).
Eine Fehlfunktion im Verdauungstrakt steht in engem Zusammenhang mit zahlreichen Unverträglichkeiten und Mangelzuständen, aber auch mit vielen anderen Beschwerdebildern, die aus Störungen im Darmtrakt entstehen können.
Fehlbesiedelungen und Störungen der Darmschleimhaut sind häufig eine Mitursache für Blähungen, Reizdarm-Syndrom mit Verstopfung und/oder Durchfall, Leberbelastung bis hin zur Fettleber, Infektanfälligkeit, Nahrungsmittelunverträglichkeiten, überschießende Reaktionen des Immunsystems z.B. Allergien, Fußpilz, Candida- und andere Pilzerkrankungen sowie verschiedene Hautprobleme. Bei Patienten mit wiederkehrendem Fußpilz z.B. ist nicht selten eine zugrundeliegende Pilzproblematik im Darm zu beobachten, die gut behandelbar ist.
Auch viele andere Beschwerden können Hinweise auf ein gestörtes Darmgleichgewicht geben wie z.B. Neurodermitis, Wirbelsäulen- und Gelenkprobleme, Schmerzsyndrome (Migräne, Knieschmerzen, Wirbelsäulenschmerzen), Unruhezustände, ADS/ADHS, Heißhunger, Gewichtsauffälligkeiten, hormonelle Regulationsstörungen (Regelbeschwerden, Migräne, Endometriose, unerfüllter Kinderwunsch aufgrund von Spermienanomalien) oder Schilddrüsenprobleme. Ebenso können Probleme der Halswirbelsäule, aber auch Störungen der Bewegungs- und Koordinationsabläufe im Mund und Gesichtsbereich oder in Wangen-, Lippen- und Zungenmuskulatur in Zusammenhang mit Darmproblemen stehen. Aus diesem Grunde kläre ich bei diesen Beschwerdebildern in der Anamnese auch den jeweiligen Zustand des Darmes ab.
Bei Patienten mit Autoimmunerkrankungen lassen sich häufig gleichzeitig eine Gluten-Sensitivität und eine Milchunverträglichkeit beobachten. Die genauen Zusammenhänge sind jedoch noch nicht gänzlich erforscht.
Bedeutung des Darms für den Organismus
Der Darm hat eine wichtige Steuerungsfunktion (für Aufnahme, Ausscheidung, Transmitter im Gehirn, Hormone und schützende Sekrete, Enzyme etc.). Zudem haben wir mehr Bakterien im Darm als sonstige Zellen im Körper. Die Darmbesiedelung hat einen entscheidenden Einfluss auf unseren gesamten Organismus: Circa 80 % der Aktivitäten des Immunsystems werden durch den Darm beeinflusst.
Auch der Zusammenhang von Darm und Gehirnfunktion ist inzwischen unbestritten. Sogar das intuitive Verhalten des Menschen wird durch eine gesunde bzw. gestörte Darmfunktion beeinflusst. Nicht umsonst spricht man also vom sog. "Darm-Hirn". Die exakten Prozesse sind dabei noch Gegenstand der Forschung.
Es ist daher nicht verwunderlich, dass bei nahezu allen chronisch Kranken auch Störungen im Darmtrakt vorliegen.
Ein weiterer Aspekt ist die Reaktion des Darms auf Substanzen im Nahrungsbrei. Viele von uns kennen das Phänomen, dass man plötzlich wie aus heiterem Himmel von Müdigkeit überwältigt wird, ohne dass zuvor eine besondere Belastung vorausgegangen wäre. Nach einer halben Stunde oder Stunde ist dann urplötzlich die ursprüngliche Wachheit wieder da, ohne dass man geschlafen hätte. Eine mögliche Erklärung ist, dass der Darm an den verschiedenen Stellen während der Darmpassage auf die passierenden Substanzen reagiert. Bei belastenden Substanzen kann der Zellstoffwechsel dabei gestört werden, was sich als temporäre Energielosigkeit und Kraftlosigkeit im Körper bemerkbar macht.
Auch bei chronischer Müdigkeit sollte nach Ausschluss einer verursachenden Erkrankung an eine Belastung der Leber und eine ggf. ursächliche Darmstörung gedacht werden. Es heißt nicht ohne Grund „Müdigkeit ist der Schmerz der Leber“.
Ursachen für Darmschädigung
Die Ursachen für die derzeit immer zahlreicheren Darmstörungen sind vielfältig: Neben Fehlernährung, Umwelteinflüssen oder Medikamenteneinnahme sind belastende Lebensumstände und anhaltender negativer Stress anzuführen.
Beim Thema Ernährung spielen neben den allseits zitierten Ernährungssünden auch individuelle Unverträglichkeiten eine Rolle. Bei Patienten mit Histamin-Intoleranz können z.B. histaminreiche Lebensmittel Darmbeschwerden auslösen.
Weizen und andere Getreide werden häufig als Ursache für Beschwerden diskutiert. Hier ist es jedoch nicht immer nur das Gluten bzw. Glutenbestandteile (Gliadin), die Beschwerden auslösen können. In manchen Fällen kann die Ursache auch eine Unverträglichkeit gegen bestimmte Proteine sein, die als Schutzstoff gegen Insekten in vielen modernen Hochleistungs-Getreidezüchtungen enthalten sind.
Auch andere Schutzstoffe von Pflanzen gegen Fressfeinde können Ursache von Darmbeschwerden sein. Hierzu gehören z.B. Lektine (in Getreide, Nachtschattengewächsen, z.T. auch in Milch). Auch Fructane d.h. wasserlösliche Oligo- und Polysaccharide, die in einigen Pflanzen wie z.B. Zwiebeln, Artischocken oder Weizenarten die Stärke als Kohlehydratspeicher ersetzen, stehen im Verdacht, bei empfindlichen Patienten Störungen zu verursachen. Aus dieser Gruppe der sog. FODMAPS (vergärbare Mehrfach-, Zweifach- und Einfachzucker sowie mehrwertige Alkohole) können auch Fructose, Lactose, Galactane und Polyole (z.B. Sorbitol, Xylitol und andere Süßstoffe) bei empfindlichen Patienten Ursache von Darmbeschwerden sein.
Infolge einer Fehlbesiedelung des Darmes und Störungen des Verdauungsprozesses fallen unter Umständen auch Stoffwechselprodukte wie z.B. giftige Gärungsprodukte an, die den Organismus belasten. So können bei einer Überforderung des Darmes bei der Eiweißverdauung Substanzen wie Ammoniak, Indol oder Entol entstehen, die eine Belastung für die Leber darstellen. Bei der Kohlehydrat-Gärung können Fusel-Alkohole anfallen, die die Leber belasten und sie auf Dauer schädigen können.
Gärungstoxine können immer dann entstehen, wenn nicht alles ordnungsgemäß verdaut wird z.B. durch den Verzehr von mehr Rohkost als der individuelle Verdauungstrakt verträgt oder durch zu hastiges oder zu spätes Essen am Abend.
Gärungsalkohole sind zellschädigend. Die Fäulnis- und Gärungsprodukte gelangen ins umliegende Lymphsystem, das einen Großteil unserer Immunaktivität beeinflusst, und schwächen somit das Immunsystem. Auf diese Weise können sie bei der Entwicklung zahlreicher, v.a. chronischer Krankheiten und sogar bei der Entstehung von Krebs eine Rolle spielen. Der Arzt und Hochschullehrer Prof. Pirlet, der sich in seinen Arbeiten über viele Jahre intensiv mit dem Stoffwechsel und gesunder Ernährung beschäftigt hat, bezeichnet diese Selbstvergiftung des Darmes (intestinale Autointoxikation) als eine Krankheitsursache allererster Ordnung für viele chronische Beschwerden. Bei Patienten, die nach erfolgreicher Behandlung keine Verdauungsstörungen mehr aufweisen, finden sich auch deutlich weniger bzw. keine Gärungsalkohole im Stuhl.
Man beachte in diesem Zusammenhang, dass nur etwa die Hälfte aller erhöhten Leberwerte durch den unsachgemäßen Umgang mit Alkohol bedingt ist. Auch Verdauungsprobleme oder die Entstehung von Fuselalkohol im Stoffwechsel können hierbei eine Rolle spielen.
Unsere oft verkümmerte Esskultur belastet ebenfalls unseren Darm: Ein Beispiel ist hier schnelles Essen, bei dem das Kauen und Einspeicheln der Nahrung zu kurz kommen und damit ein wesentlicher Schritt der Kohlehydratverdauung nicht ordnungsgemäß angestoßen wird. Häufig wird zudem nicht mehr aus frischen Zutaten selbst gekocht, sondern aus Gründen der Bequemlichkeit oder Zeitersparnis auf Fertiggerichte zurückgegriffen, die nicht selten eine Vielzahl von Zusatzstoffen zur Verbesserung der Konsistenz, Optik, Transportfähigkeit und Haltbarkeit enthalten, aber den Darm unnötig belasten. Auch die Reihenfolge oder Zusammensetzung des „Menüs“ sowie die Essenszeiten lassen in unserer heutigen Zeit oft viele Probleme erkennen. Diese im individuellen Fall aufzudecken und mit dem Patienten nach neuen Wegen zu suchen, sehe ich im Rahmen einer ganzheitlichen Darmtherapie daher als eine meiner wichtigen Aufgaben.
Hinzu kommen Schwermetalle und Umweltgifte, z.B. Schimmelpilzgifte, die den Darm zusätzlich belasten.
Behandlung
Störungen der Darmfunktion sowie der Darmschleimhaut behandle ich aufgrund der engen Vernetzung von Darm, Immunsystem, Hormonsystem und Zentralnervensystem nicht nach einem isolierten Standardprozess, sondern schneide die Behandlung individuell auf das Beschwerdebild des Patienten zu. Entsprechend berücksichtige ich in der Anamnese neben den Verdauungsbeschwerden alle sonstigen Symptome.
Vor einer Darmsanierung sollten bestehende Allergien, Intoleranzen oder Malabsorptions-Phänomene bekannt sein und andere schwerwiegende Erkrankungen ausgeschlossen werden. Dies gilt insbesondere für Tumore, Darmverletzungen oder chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa. Bei Bedarf können wir durch einen Stuhltest einen detaillierteren Einblick in die Darmbesiedelung gewinnen und prüfen, ob die Schleimhautdurchlässigkeit erhöht ist oder Entzündungen bestehen. Auf diese Weise erhalte ich eine gute Basis für meine weitere Therapie.
Die Darmpflege empfehle ich eingebettet in begleitende Maßnahmen zur Analyse der Ernährungsgewohnheiten, Ernährungsanpassung und die Stärkung der Entgiftungs- und Ausleitungsorgane.
Darmpflege
In meiner Praxis läuft jede Darmpflege in mehreren Phasen ab, die ich individuell an jeden meiner Patienten anpasse:
- Entlastung des Organismus durch Reduktion von Schadstoffen, Umweltgiften, schädlichen Stoffwechselprodukten oder unverträglicher Nahrung
- Analyse der Ernährung und der Ernährungs- und Trinkgewohnheiten (Tempo, Essenszeiten, Anzahl und Umfang der Mahlzeiten, Flüssigkeitsaufnahme: Menge und Rhythmus). Daraus werden Empfehlungen zur Anpassung erarbeitet.
- Analyse der aufgenommenen Umweltgifte aus individuellem Wohn- und Arbeitsumfeld, Kosmetik oder Reinigungsmittel und Empfehlung gezielter Maßnahmen zur Reduktion.
- Nach Maßnahmen zur Darmreinigung erfolgt die stufenweise Unterstützung der Darmfunktion. Zu Beginn empfehle ich Maßnahmen zur Regeneration der Darmschleimhaut, falls Vorschäden in diesem Bereich erkennbar sind.
- Falls notwendig kann eine gezielte Zufuhr nützlicher Darmbakterien wie Laktobazillen, Enterokokken und E. coli erfolgen.
In manchen Fällen ist zudem die Stärkung der sog. mukonutritiven Darmbakterien erforderlich. Dies sind Bakterien, die zu einer ausreichenden Schleimbildung (Schleimhaut-Schutz) und Ernährung der Darmschleimhaut beitragen. Beispiele hierfür sind:
- Akkermansia mun., welches z.B. zur Anregung der Schleimneubildung wichtig ist und gute Voraussetzungen für andere nützliche Darmbakterien schafft z.B. für Faeclibakterium prausnitzii)
- Faecalibakterium prausnitzii, welches u.a. Buttersäure produziert und eine wichtige Rolle bei der Versorgung der Schleimhaut spielt.
Wichtig ist hierbei, dass nicht alle verfügbaren Bakterienarten nach dem Gießkannenprinzip substituiert werden, sondern nur diejenigen, die in der aktuellen Situation sinnvoll sind. In manchen Fällen findet nach der Regeneration der Schleimhaut und Ernährungsanpassung die Darmflora von selbst wieder in ein stabileres Gleichgewicht.
Unterstützung der entgiftenden und ausleitenden Organe
Im Rahmen einer gestörten Darmflora und Störungen des Verdauungsprozesses können im Darm Stoffwechselprodukte entstehen, die den Organismus belasten. Ist die Durchlässigkeit der Darmschleimhaut erhöht, können Substanzen, die normalerweise diese Barriere nicht passieren, weiter in den Organismus eindringen. Dies belastet nicht nur nachgeschaltete Entgiftungs- und Ausscheidungsorgane (Leber, Niere, Lunge, Haut), sondern auch Immunsystem und Gehirn.
Aus diesem Grund empfehle ich bei länger anhaltenden Verdauungsbeschwerden keine isolierte Darmsanierung, sondern unterstütze begleitend die Entgiftungs- und Ausscheidungsorgane.
Hierfür wähle ich individuell aus zahlreichen Phytotherapeutika, organstärkenden homöopathischen Mitteln, Therapien mit aktiviertem Sauerstoff, bioenergetischen Begleittherapien sowie Atem- und Bewegungsübungen. Für Patienten, die die Möglichkeit haben, selbst Aktivitäten zur besseren Ausleitung durchzuführen, begleite ich auf Wunsch auch kurmäßige Verfahren zur Pflege von Leber, Lymphsystem oder Niere z.B.
- eine sog. „Leberreinigung“ (z.B. 3-Tage-Kur nach Hulda Clark oder Andreas Moritz)
- „Lymphreinigung“ (z.B. 3-Tage-Saftkur mit oder ohne Fasten) + Anregung des Lymphflusses durch Bewegung, Atemübungen (sogar Singen kann hier stimulierende Effekte haben)
- „Nierenreinigung“ (z.B. durch spezielle Trink-Kuren)
Nach der Wiederherstellung eines gesunden Darm-Milieus gibt es kleine aber wirkungsvolle Maßnahmen zur Stabilisierung und Erhaltung eines gesunden Gleichgewichts. Hierzu gehören z.B. Heilfasten, Basenkuren ohne Fasten, vorübergehende Trinkkuren oder -Rituale (z.B. morgendliches Trinken von einem Glas heißen Wasser ggf. mit Zitrone). Entsprechend versuche ich meinen Patienten bereits während der Behandlung Tipps an die Hand zu geben, damit sie im Anschluss möglichst lange fit und gesund bleiben – ganz nach dem Motto:
„Ein guter Therapeut tut alles, damit seine Patienten möglichst selten seine Unterstützung benötigen.“