Prüfungsangst, Erwartungsangst und sonstiger Stress

Beschwerden durch Prüfungsangst, Lampenfieber, Erwartungsdruck und Dauerstress gehören bei vielen Menschen inzwischen schon zum Alltag. Zum einen trägt ein immer höher werdender Leistungsdruck im Beruf, Studium oder Schulalltag dazu bei. Nicht selten stellen jedoch Patienten selbst sehr hohe Erwartungen an sich und ihre Leistungen, „wollen alles perfekt machen“. Es ist geradezu ein Zeitgeist-Phänomen in unserem Land, dass viele Leute Angst davor haben, „Fehler zu machen“ oder „zu versagen, wenn es darauf ankommt“. Viele Aktivitäten werden aus diesem Grund erst gar nicht begonnen.

Selbst Kinder im Grundschulalter leiden bereits unter Schulangst oder Prüfungsängsten – sei es, weil sie sich nicht zutrauen, die hohen Erwartungen der Eltern zu erfüllen, sei es, weil sie sich selbst zu hohe Ziele stecken oder Angst haben, sich vor ihrem Lehrer oder ihren Klassenkameraden zu blamieren oder gar ausgelacht zu werden.

Auch eine noch nicht diagnostizierte Lese- oder Rechtschreibschwäche oder eine Dyskalkulie kann zu wiederkehrenden Versagensängsten bei Kindern führen.

Diese Ängste erscheinen oft im Jugendalter, wenn viele Jugendliche ohnehin zeitweise emotional unsicher und weniger belastbar sind. Selbst im Sport kennt man die „Trainingsweltmeister“, die im Training konstant gute Leistungen erbringen, diese aber in einer Prüfungs- oder Wettkampf-Situation nicht abrufen können. 

Nicht nur Kinder und Jugendliche, auch Erwachsene leiden immer häufiger unter Beschwerden, die sich aus Lampenfieber, Erwartungsdruck oder Dauerstress entwickeln. Ängste, Verzicht auf Ruhephasen und erhöhter Einsatz, um doch noch die geforderte Leistung zu erbringen, führen dazu, dass die Freude am Lernen, am Beruf oder an Hobbies nach und nach verloren geht. Hält dieser Zustand an, kann es zum Verlust des Selbstbewusstseins, zum sozialen Rückzug, sinkender Gesprächsbereitschaft, Stimmungsschwankungen sowie zu körperlichen oder geistigen Erschöpfungszuständen, bis hin zum Burnout kommen. In anderen Fällen können sich die Ängste steigern bis hin zu Blackouts, Konzentrationsschwäche oder gar regelrechten Panikattacken, die häufig mehr als nur die eigentliche Prüfungs- bzw. Stress-Situation betreffen.

Nicht selten wird aus Verzweiflung zu Psychopharmaka gegriffen, was bei unsachgemäßem Gebrauch negative Folgen für Gesundheit und Wohlbefinden haben kann und darüber hinaus nicht selten ein deutliches Suchtpotenzial birgt.

Es gibt jedoch eine Vielzahl an Maßnahmen, die ich meinen Patienten begleitend empfehlen kann, um bereits bei einem Gefühl der Überforderung sowie Ängsten vor Prüfungen und Stress-Situationen ein stabileres emotionales Gleichgewicht und eine höhere Widerstandskraft zu fördern.

Ziel ist es dabei, gar nicht erst in den Teufelskreis aus immer höheren Anforderungen → Versagensängsten → Erschöpfung und Rückzug → noch mehr Überforderung und Ängste einzutreten.

Diese Art von Teufelskreis kann übrigens nicht nur in klassischen Prüfungssituationen oder beruflichen Stresssituationen initiiert werden, sondern durch eine Vielzahl anderer Ängste. Patienten mit Flugangst können im Laufe der Zeit bereits beim Anblick eines Flugzeugs massive Beschwerden entwickeln. Auch Höhenangst, die Angst in engen Räumlichkeiten („Platzangst“), in Menschenansammlungen oder vor bestimmten Tieren kann sich im Alltag äußerst störend auswirken.

icon Behandlung

Die Therapiebausteine umfassen eine Vielzahl an Maßnahmen, die ich bei Bedarf auch begleitend zur Behandlung mit Psychopharmaka oder psychotherapeutischen Maßnahmen ergreifen kann.

Zuerst ist mir wichtig auszuschließen, dass die Symptome einer Panikattacke oder Angstreaktion mit denen einer körperlichen Erkrankung verwechselt werden, da auch bei vielen lebensbedrohlichen Erkrankungen wie z.B. einem Herzinfarkt Paniksymptome (ohne den typischen Herzinfarkt-Schmerz) dominierend sein können.

In einer ausführlichen Anamnese mache ich mir ein Bild von Ihrer Situation und Ihrem Umfeld. Auch die Analyse und das Wiederherstellen der systemischen Familienordnung kann hier wertvolle Dienste leisten.

In der Homöopathie kennt man viele Mittel, die auf emotionaler Ebene ausgleichend wirken können. Diese müssen jedoch exakt zu den individuell beobachtbaren Patienten-Symptomen passen, um Wirkung zeigen zu können. Der Begriff „Wirkung“ ist dabei kein einfacher, da die Wirkungsweise homöopathischer Mittel oft anders verläuft, als wir es von schulmedizinischen Medikamenten gewohnt sind. Es braucht daher entsprechende Erfahrung, um zu erkennen, ob ein Mittel im homöopathischen Sinn eine gute Wirkung zeigt und mit ein bisschen Geduld den Körper beim Überwinden seiner Beschwerden unterstützt. Oft ist das Auftreten einer neuen Beschwerde der erste Schritt zur Selbstheilung (z.B. Erstverschlimmerung, Auftreten von Schwitzen, Hauterscheinungen, ein Wutausbruch, …). Dies wird bei der Selbstmedikation oft nicht geeignet berücksichtigt und ein Mittel vorschnell gewechselt, bevor die tiefgreifendere Wirkung erkennbar wird.

Begleitend zur homöopathischen Behandlung kann eine Vielzahl an Sofort-Maßnahmen für Prüfungs- oder Stress-Situationen trainiert werden. Im Fall einer Panikattacke in Prüfungssituationen betrachte ich z.B. gezielt die auslösenden Situationen und Zusammenhänge. Hier sind zusätzlich auch die fördernden Belastungssituationen, begleitende körperliche Störungen sowie auslösende Gefühle zu betrachten. 

 

Darauf abgestimmt gebe ich dem Patienten Empfehlungen für präventive Vorbereitungen oder gezielte Sofortmaßnahmen zur Hand, damit er diese Situation gestärkt übersteht. Die Palette ist reichhaltig und muss nach den Bedürfnissen des Patienten individuell zusammengestellt werden. In einem Fall können die prophylaktische Gabe von Schüssler-Salzen, Meditationsübungen, Bewegungstherapie, Atem- und Entspannungsübungen oder Auto-Suggestionen bereits als wohltuend empfunden werden. Andere Patienten können sich mit einem für sie ausgewählten homöopathischen Akutmittel, Bachblüten oder beispielsweise durch Erlernen der EFT-Klopfakupressur in schwierigen Stress-Situationen behelfen, bis die konstitutionelle homöopathische Behandlung greift.

Neben den Sofortmaßnahmen ist es wichtig, über das Zustandekommen von Ängsten und den Ablauf von Panikattacken aufzuklären. Nicht wenigen Patienten hilft in der Startphase der Behandlung auch das Wissen, dass durch die biochemischen Prozesse und den endlichen Vorrat an Botenstoffen, ihre Panikattacke eine bestimmte, meist nicht sehr lange Dauer so gut wie nie überschreitet (ca. 5–30 Min.). Mit diesem Wissen trauen sie sich mit einem geeigneten Set an Sofortmaßnahmen eher zu, diese kurze Zeit des Panikanfalles besser durchzustehen und verlieren einen Teil der Angst vor weiteren Panikanfällen, bis schließlich Maßnahmen zur Reduktion oder Vermeidung der Anfälle greifen.

Neben der Unterstützung in der Akutsituation berücksichtige ich in meiner Therapie auch die Behandlung der Neigung zu Ängsten, Panikattacken oder Stimmungsschwankungen, um die Häufigkeit oder Intensität dieser Beschwerden zu reduzieren oder diese ganz zu vermeiden.

Hier gibt es eine Vielzahl an homöopathischen Mitteln, die für die Gesamtheit der Symptome des Patienten ausgewählt werden und eine sehr wohltuende, stabilisierende Wirkung ausüben können.

Daneben können die Versorgung mit Mikronährstoffen, Ernährungsgewohnheiten, ein hormonelles Ungleichgewicht oder Störungen der Darmfunktion einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf das emotionale Gleichgewicht und die emotionale Stabilität ausüben. Daher berücksichtige ich in der therapeutischen Anamnese diese Themen. Eine Störung im Bereich der Leberfunktion kann beispielsweise im Zusammenhang mit dem Auftreten von Ängsten stehen, um nur ein Beispiel von vielen zu nennen.

Man weiß z.B. inzwischen, dass sowohl die Inhaltsstoffe von Lebensmitteln (z.B. in Fertignahrung, Mangel an bestimmten Fetten u.v.m.) als auch die Zusammensetzung der Darmbakterien Einfluss auf die Kommunikation zwischen Darm und Gehirn nehmen können. 

Die Produktion des sog. „Glückshormons“ Serotonin hängt von zahlreichen Einflussfaktoren ab. Man kennt inzwischen viele Mikronährstoffe, die der Körper hierfür in ausreichender Menge benötigt (z.B. Tryptophan, Vitamin C, Magnesium, Omega-3-Fettsäuren, Zink).

Die stimmungsdämpfende Wirkung von Vitamin-D-Mangel (durch Mangel an Sonnenlicht im Winter) kennt vermutlich jeder von uns aus eigener Erfahrung am Ende eines langen Winters, viele nennen es „Frühjahrsmüdigkeit“. Ebenso haben wir vermutlich alle schon die wohltuende Wirkung eines ausgedehnten Spaziergangs in der ersten warmen Frühjahrssonne erleben dürfen.

Die Darmbakterien senden ihrerseits eine Vielzahl an Signalstoffen/Botenstoffen. Diese Signale beeinflussen über Darm-Hirn-Verbindungen auch unsere Emotionen. Es gibt Hinweise, dass die Zusammensetzung der Darmflora in den ersten Lebensmonaten und -jahren eines Menschen bereits Auswirkung auf das künftige Serotonin-Niveau und damit auf die emotionale Grundstimmung in seinem späteren Leben haben kann. Ebenso können Störungen des Darm-Mikrobioms in früher Kindheit eine der Ursachen für Serotoninmangel in späteren Lebensphasen sein. 

Nach Untersuchungen des University College York spielt die Darmflora eine Rolle bei der Entwicklung und Reifung des Immunsystems und des Hormonsystems. Beide sind wiederum Schlüsselfaktoren bei der Entwicklung des Zentralnervensystems (Gehirn und Rückenmark). Man spricht daher von der sog. Darmflora-Gehirn-Achse, deren ausgeglichenes Funktionieren eine wichtige Voraussetzung für einen gesunden Organismus ist. Dies ist nur ein Anreiz unter vielen, bereits bei Babys und Kleinkindern auf ein gutes Gleichgewicht der Darmflora und der Darmfunktion zu achten.

Auch Stress hat einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die emotionale Grundstimmung. Bei Stress wird u.a. Adrenalin ausgeschüttet. Dabei erhöhen sich der Puls und der Blutdruck. Gleichzeitig wird viel Magnesium verbraucht. Kommt es dabei zu einem Magnesiummangel können sich Muskeln und Gefäße nicht wieder entspannen. In Folge der inneren Anspannung kommt es durch Übererregung der Nerven zu Aggressivität und Reizbarkeit. Außerdem kann schon ein Glas Bier oder Wein den Magnesiumvorrat von zwei Tagen zunichtemachen. Magnesium ist jedoch ein wichtiger Stoff für Angstzustände, Panikattacken und Depressionen, da es den Körper auf viele verschiedene Arten beruhigt. Es fördert die Muskelentspannung, das Gleichgewicht des Nervensystems, regelt den Herzschlag, die richtige Nebennierenfunktion und die Produktion normaler Mengen des Glückshormons Serotonin.